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17.08.2022
Stipendiatentage 17.-22.8.2022
Nachdem die Stipendiatentage 2020 und 2021 pandemiebedingt ausfallen mussten, freuen wir uns, dass unsere Stipendiaten im Rahmen ihres Stipendiums in diesem Jahr wieder nach Bayreuth fahren können.
Unsere Stipendiaten schreiben:

Schon am ersten, “fränkischen”, Abend mit Bratwurst und hellem Bier konnte man sehen, wieviele junge und freundliche Leute in Bayreuth zu den Stipendientagen zusammengekommen waren. Einige kannte man vom Sehen, andere vom Vorsingen oder gemeinsamen Projekten. 

Die erste Erfahrung im Bayreuther Festspielhaus war sehr beeindruckend. Die Tannhäuser-Ouvertüre hat nicht nur uns zu Tränen gerührt - die perfekte Akustik des Saals, der fantastische Klang des Festspielorchesters und die Leitung von Axel Kober waren überwältigend.
Gesang und Schauspiel von Lise Davidsen waren von höchster Qualität. Wir haben uns gefreut, sie live in der Rolle der Elisabeth hören zu dürfen. Die Drag-Show von Le Gateau Chocolat in der Pause war eine schöne Überraschung! Man erwartet das normalerweise in Bayreuth nicht - aber sie hatte eine wichtige Botschaft - Oper und Klassische Musik müssen ja nicht immer ernst bleiben. Hier gibt es Platz für neue Entdeckungen und Bereicherungen der Oper - die Arbeit in Richtung Oper als Gesamtkunstwerk läuft immer noch.

Der Holländer am dritten Abend war der Hammer. Die Besetzung war sehr gut kombiniert – alle Rollen wurden gut gespielt und die Inszenierung war klasse! Die Vorstellung dauerte zweieinhalb Stunden ohne Pause, aber es war so kurzweilig, dass wir noch eine weitere Stunde hätten zuhören können. Der Erik und der Steuermann waren überwältigend - Tenöre, wie man sie sich bei Wagner-Opern wünscht. 

Auch Georg Zeppenfeld, der schon den König Heinrich im Lohengrin und dann den Daland im Holländer gesungen hatte, war sehr beeindruckend.

Es waren sehr schöne Tage mit vielen jungen Musikern und Musikerinnen! Tagsüber hatten wir die Möglichkeit, Museen und die Klaviermanufaktur von "Steingräber und Söhne" zu besuchen oder eine Stadtführung zu bekommen. Etwas vermisst haben wir eine Führung durchs Festspielhaus, um die Bühne und den berühmten Orchestergraben mal von der anderen Seite zu sehen. Aber auch so konnten wir viel über Bayreuth lernen.

Sehr nachhaltig wirken werden wohl die vielen Gespräche, die wir mit den anderen Stipendiat:innen führen konnten. Bei einer so kontroversen Persönlichkeit wie Richard Wagner besteht natürlich viel Austauschbedarf. Während die Faszination für sein Werk außer Frage steht, ist der Kult um seine Person oft irritierend, der sich zum Beispiel in einer Kranzniederlegung an seinem Grab offenbarte. Es bleiben trotz oder gerade wegen der Ausstellung zum Thema Antisemitismus und Wagner einige Fragen offen, zu denen wir uns noch mehr produktiven Austausch gewünscht hätten.

Insgesamt waren diese Stipendientage eine ganz tolle Erfahrung, durch die wir die Opern Wagners und die Faszination für die Bayreuther Festspiele hautnah erleben durften. Wir konnten viel Inspiration für unsere eigene Ausbildung schöpfen und haben eine Tür öffnen können in eine Welt voller fantastischer Musik, die uns sicher noch lange begleiten wird.



Ilja Aksionov, Bassja Leidman, Jakob Kleinschrot, Tomas Kildišius