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15.02.2019
Vortrag:
„Richard Wagner und der Gesang“
„Richard Wagner und der Gesang“
Prof Dr. Stephan Mösch, Professor für Ästhetik, Geschichte und Künstlerische Praxis des Musiktheaters an der Hochschule für Musik in Karlsruhe
15. Februar 2019, 19:00 Uhr
Stadtmuseum Düsseldorf, Ibach-Saal, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
15. Februar 2019, 19:00 Uhr
Stadtmuseum Düsseldorf, Ibach-Saal, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
Freitag, den 15. Februar 2019 um 19:00
Stadtmuseum Düsseldorf, Ibach-Saal, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
Der Vortrag
Seit jeher gab und gibt es nur wenige Stimmen, die Wagners Werken gewachsen sind. Das war schon zu Lebzeiten des Komponisten so – und setzt sich bis heute fort. Woran liegt das? Die Gründe haben sich verändert, sind teilweise aber auch gleich geblieben. Sie haben mit der Art zu tun, in der Wagner kompositorisch mit Stimmen umgeht, ebenso aber mit Bedingungen, unter denen Opernproduktionen entstehen. Wagners rhetorische Frage behält im Wandel der Zeiten unveränderte Gültigkeit: „Was kann der Affekt hervorbringen, wenn er die organischen Fähigkeiten überschreitet?“
Der Vortrag beleuchtet historische und kompositorische Kontexte des Wagner-Gesangs und ergründet Ursachen der Herausforderungen, die sich mit ihm verbinden. Die an der italienischen Belcanto-Technik ausgerichteten Thesen des jungen Wagner werden ebenso einbezogen wie seine Auseinandersetzung mit SängerInnen seiner Zeit und seine Probentechnik. Wichtig auch, wie der Gesangspädagoge Julius Hey Wagners Gesangsverständnis systematisiert und in ein Lehrprogramm übersetzt hat. Doch berührt die Frage nach Besonderheiten des Wagner-Gesangs auch weitergefasste, kulturgeschichtliche Aspekte: Es geht um den Kommunikationsraum, in dem sich eine Stimme bewegt.
Der Referent
Stephan Mösch ist Professor für Ästhetik, Geschichte und künstlerische Praxis des Musiktheaters an der Hochschule für Musik Karlsruhe (seit 2013). Promotion an der TU Berlin mit einer Studie über Boris Blacher (Der gebrauchte Text, Stuttgart: Metzler Verlag 2002). Die mehrfach ausgezeichnete Habilitationsschrift mit dem Titel Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. Wagners „Parsifal“ in Bayreuth 1882-1933 erschien 2012 bei Bärenreiter in zweiter Auflage. Als Hochschullehrer im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich gehörte Stephan Mösch zur ersten Faculty des neu eingerichteten Aufbaustudiengangs Executive Master in Arts Administration an der Universität Zürich. 2010/11 vertrat er den Lehrstuhl für Musiktheaterwissenschaft an der Universität Bayreuth. Lehraufträge führten ihn an die Universitäten in Berlin (UdK), Marburg und Wien. Er unterrichtete bei den Dresdner Meisterkursen Musik (DMM) und den Weimarer Meisterkursen. Von 1994 bis 2013 war er verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift Opernwelt (Berlin), Mitherausgeber des Jahrbuchs OPER und einer CD-Reihe. Er ist Autor im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Regelmäßig Beiträge für Rundfunkanstalten der ARD. Jury-Mitglied zahlreicher Wettbewerbe für Gesang, Regie und Bühnengestaltung.
Bericht über den Vortrag „Richard Wagner und der Gesang“
von Dr. Lars Wallerang, Richard-Wagner-Verband Düsseldorf, stellvertretender Vorsitzender
Der Musik- und Theaterwissenschaftler Professor Dr. Stephan Mösch (Musikhochschule Karlsruhe) sprach in seinem nahezu anderthalbstündigen Vortrag über den vokalen Anspruch Wagners und zeigte auch die ganze historische Spannweite der Sängergeneration zu Wagners Lebzeiten bis weit ins 20. Jahrhundert.
Los ging es mit Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1836-1865), den Wagner sehr geschätzt hat. Unterdessen machte Mösch auf das Dilemma aufmerksam, dass es den idealen Heldentenor oder die ideale hochdramatische Sopranistin für den Wagner-Gesang gar nicht geben kann, da Wagners Ansprüche an Klarheit in der Höhe und Substanz in tieferen Lagen sich stimmphysiologisch ausschlössen. Das heißt zum Beispiel: Sängerinnen, deren Stimme in tiefen Lagen warm und expressiv klingt, singen in hohen Lagen scharf und schrill, und Sopranistinnen, denen die obersten Töne schön und rein gelingen, stoßen in anderen, tiefer gelegenen Passagen an ihre vokalen Grenzen. Nur wenige absolute Ausnahmesänger verfügen über eine Stimme, die in hohen wie auch in tiefen Lagen von gleicher Qualität ist.
Als dritten Aspekt beleuchtete Mösch Wagners Anspruch an Textverständlichkeit und Schauspieltalent der Sängerinnen und Sänger. Anhand leuchtender Hörbeispiele verdeutlichte der Referent die Qualitäten der besten Wagner-Sänger des 20. Jahrhunderts. Eindrucksvoll war unter anderem die Darbietung eines heute nur noch in besonders kundigen Zirkeln bekannten Heldentenors: Ernst Kraus (1863-1941). In einer klanglich erstaunlich gut erhaltenen Aufnahme aus dem Jahr 1909 erlebte das Publikum einen Ausschnitt aus dem zweiten Akt „Siegfried“. Kraus fand zu einer besonderen Technik des „Sprechgesangs“, der hoch musikalisch und textverständlich zugleich war. Schon allein aufgrund des Kennenlernens interessanter Sänger-Persönlichkeiten erwies sich der immens kompetente Vortrag Möschs als großer Gewinn fürs zahlreich erschienene Publikum.
Stadtmuseum Düsseldorf, Ibach-Saal, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
Der Vortrag
Seit jeher gab und gibt es nur wenige Stimmen, die Wagners Werken gewachsen sind. Das war schon zu Lebzeiten des Komponisten so – und setzt sich bis heute fort. Woran liegt das? Die Gründe haben sich verändert, sind teilweise aber auch gleich geblieben. Sie haben mit der Art zu tun, in der Wagner kompositorisch mit Stimmen umgeht, ebenso aber mit Bedingungen, unter denen Opernproduktionen entstehen. Wagners rhetorische Frage behält im Wandel der Zeiten unveränderte Gültigkeit: „Was kann der Affekt hervorbringen, wenn er die organischen Fähigkeiten überschreitet?“
Der Vortrag beleuchtet historische und kompositorische Kontexte des Wagner-Gesangs und ergründet Ursachen der Herausforderungen, die sich mit ihm verbinden. Die an der italienischen Belcanto-Technik ausgerichteten Thesen des jungen Wagner werden ebenso einbezogen wie seine Auseinandersetzung mit SängerInnen seiner Zeit und seine Probentechnik. Wichtig auch, wie der Gesangspädagoge Julius Hey Wagners Gesangsverständnis systematisiert und in ein Lehrprogramm übersetzt hat. Doch berührt die Frage nach Besonderheiten des Wagner-Gesangs auch weitergefasste, kulturgeschichtliche Aspekte: Es geht um den Kommunikationsraum, in dem sich eine Stimme bewegt.
Der Referent
Stephan Mösch ist Professor für Ästhetik, Geschichte und künstlerische Praxis des Musiktheaters an der Hochschule für Musik Karlsruhe (seit 2013). Promotion an der TU Berlin mit einer Studie über Boris Blacher (Der gebrauchte Text, Stuttgart: Metzler Verlag 2002). Die mehrfach ausgezeichnete Habilitationsschrift mit dem Titel Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. Wagners „Parsifal“ in Bayreuth 1882-1933 erschien 2012 bei Bärenreiter in zweiter Auflage. Als Hochschullehrer im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich gehörte Stephan Mösch zur ersten Faculty des neu eingerichteten Aufbaustudiengangs Executive Master in Arts Administration an der Universität Zürich. 2010/11 vertrat er den Lehrstuhl für Musiktheaterwissenschaft an der Universität Bayreuth. Lehraufträge führten ihn an die Universitäten in Berlin (UdK), Marburg und Wien. Er unterrichtete bei den Dresdner Meisterkursen Musik (DMM) und den Weimarer Meisterkursen. Von 1994 bis 2013 war er verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift Opernwelt (Berlin), Mitherausgeber des Jahrbuchs OPER und einer CD-Reihe. Er ist Autor im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Regelmäßig Beiträge für Rundfunkanstalten der ARD. Jury-Mitglied zahlreicher Wettbewerbe für Gesang, Regie und Bühnengestaltung.
Bericht über den Vortrag „Richard Wagner und der Gesang“
von Dr. Lars Wallerang, Richard-Wagner-Verband Düsseldorf, stellvertretender Vorsitzender
Der Musik- und Theaterwissenschaftler Professor Dr. Stephan Mösch (Musikhochschule Karlsruhe) sprach in seinem nahezu anderthalbstündigen Vortrag über den vokalen Anspruch Wagners und zeigte auch die ganze historische Spannweite der Sängergeneration zu Wagners Lebzeiten bis weit ins 20. Jahrhundert.
Los ging es mit Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1836-1865), den Wagner sehr geschätzt hat. Unterdessen machte Mösch auf das Dilemma aufmerksam, dass es den idealen Heldentenor oder die ideale hochdramatische Sopranistin für den Wagner-Gesang gar nicht geben kann, da Wagners Ansprüche an Klarheit in der Höhe und Substanz in tieferen Lagen sich stimmphysiologisch ausschlössen. Das heißt zum Beispiel: Sängerinnen, deren Stimme in tiefen Lagen warm und expressiv klingt, singen in hohen Lagen scharf und schrill, und Sopranistinnen, denen die obersten Töne schön und rein gelingen, stoßen in anderen, tiefer gelegenen Passagen an ihre vokalen Grenzen. Nur wenige absolute Ausnahmesänger verfügen über eine Stimme, die in hohen wie auch in tiefen Lagen von gleicher Qualität ist.
Als dritten Aspekt beleuchtete Mösch Wagners Anspruch an Textverständlichkeit und Schauspieltalent der Sängerinnen und Sänger. Anhand leuchtender Hörbeispiele verdeutlichte der Referent die Qualitäten der besten Wagner-Sänger des 20. Jahrhunderts. Eindrucksvoll war unter anderem die Darbietung eines heute nur noch in besonders kundigen Zirkeln bekannten Heldentenors: Ernst Kraus (1863-1941). In einer klanglich erstaunlich gut erhaltenen Aufnahme aus dem Jahr 1909 erlebte das Publikum einen Ausschnitt aus dem zweiten Akt „Siegfried“. Kraus fand zu einer besonderen Technik des „Sprechgesangs“, der hoch musikalisch und textverständlich zugleich war. Schon allein aufgrund des Kennenlernens interessanter Sänger-Persönlichkeiten erwies sich der immens kompetente Vortrag Möschs als großer Gewinn fürs zahlreich erschienene Publikum.