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19.03.2024
Vortrag Prof. Dr. Stephan Mösch
„‚Leidens- und Freudenszeit‘. Der Dirigent Hermann Levi und sein Verhältnis zu Bayreuth“
19 Uhr, Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2
Gäste sind herzlich willkommen.
Hermann Levi (1839-1900) wurde als Sohn eines Rabbiners in Gießen geboren und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Er war eng mit Johannes Brahms befreundet und unterstützte Richard Wagner bei der Einstudierung des »Ring des Nibelungen« 1876 in Bayreuth. Als Höhepunkt seiner Laufbahn gilt die Uraufführung des »Parsifal« im Sommer 1882, deren musikalische Leitung er innehatte. Levi befand sich nicht nur im Zentrum musikpolitischer Auseinandersetzungen zwischen Brahms und Wagner, sondern er hatte als Jude sowohl an der Münchner Hofoper wie bei den Bayreuther Festspielen mit vielfältigen Widerständen zu kämpfen. Es war die Zeit, in der konservativer, teils völkisch motivierter Judenhass zunehmend in rassistische Verurteilungen mündete und Antisemitismus als Begriff aufkam und sich festigte. Levis Wirken ist geprägt vom Spannungsfeld zwischen seiner Herkunft und seiner tief empfundenen Zugehörigkeit zur deutschen Kultur – ein Spannungsfeld, das er zunächst gar nicht so wahrnahm, das aber im Laufe seiner bis 1894 reichenden Tätigkeit in Bayreuth eine immer größere Rolle spielte. Der Vortrag zeichnet Levis Wirken und seine Situation nach und widmet sich auch den Kompositionen, die er als junger Mann schrieb.


Prof. Dr. Stephan Mösch

lehrt Ästhetik, Geschichte und Künstlerische Praxis des Musiktheaters an der Hochschule für Musik Karlsruhe (seit 2013). Seine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Habilitationsschrift Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. Wagners »Parsifal« in Bayreuth 1882–1933 (2009, 22012) wurde mehrfach ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Autor im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verfasst regelmäßig Beiträge für Rundfunkanstalten der ARD. Als  Jurymitglied wirkt er bei zahlreichen Wettbewerben für Gesang, Regie und Bühnengestaltung sowie beim Preis der deutschen Schallplattenkritik. Von 1994 bis 2013 war er Chefredakteur der Fachzeitschrift Opernwelt (Berlin), Mitherausgeber des Jahrbuchs Oper und einer CD-Reihe. 

Er promovierte an der TU Berlin mit einer Studie über Boris Blacher. Als Hochschullehrer im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich gehörte Stephan Mösch zur ersten Faculty des Studiengangs »Executive Master in Arts Administration« an der Universität Zürich. Er unterrichtete außerdem an den Universitäten in Berlin (UdK), Graz (KUG), Marburg und Wien sowie bei den Weimarer Meisterkursen, an der Korean National University of Arts in Seoul und am Conservatory of Music in Shanghai.

Zuletzt erschienen: Komponieren für Stimme. Von Monteverdi bis Rihm (22018); »Es gibt nichts ›Ewiges‹«. Wieland Wagner: Ästhetik, Zeitgeschichte, Wirkung (2019, hg. mit Sven Friedrich); »Weil jede Note zählt«. Mozart interpretieren. Gespräche und Essays (2020); Wieviel Mozart braucht der Mensch? Musik im Wertewandel (2022).